Welterbe Baden-Baden

Greta Hessel, Mitglied der FBB, hat gerade eine Ausstellung zum Welterbe in Baden-Baden gemacht. Die Stadt hat sich trotz Einladung nicht dafür interessiert – doch die Manager aus anderen „Great Spa Towns of Europe“ wurden hellhörig.

Frau Hessel, Sie haben gerade eine Ausstellung gemacht zum Thema Welterbestätten in Baden-Baden. Wo war diese zu sehen?

Greta Hessel: „Die Ausstellung war bei Remax Collection in der Lichtentaler Straße 46 zu sehen. Gastgeber war der Geschäftsführer Milo Kämpfe. Es war eine erfolgreiche Vernissage zum UNESCO Weltkulturerbe Baden-Baden. Rund 90 Gäste waren anwesend.“

Was wollten Sie damit erreichen?

Greta Hessel: „Das Ziel war es, die einzelnen Welterbestätten ins Bewusstsein des Publikums zu rücken. Weil es seit 2021 keine Aktionen zum Welterbe gab und keiner genau wusste, was es damit auf sich hat, habe ich zur allgemeinen Aufklärung ein Buch geschrieben mit den 48 ausgezeichneten Welterbestätten in Text und Bild. Ich bin der Frage nachgegangen: Was in Baden-Baden ist Teil der Welterbestätten und was das bedeutet? Dabei habe ich festgestellt, dass hier einiges nicht stimmt. Etwa: Wie kann ein vermodertes Schloss Welterbe sein? Wie kann eine Heilquelle ausgezeichnet werden, wenn auf dem Schild steht: Kein Trinkwasser! Wie kann eine Trinkhalle ausgezeichnet werden, wenn dort kein Heilwasser fließt? Wieso bekommt Baden-Baden den Titel, wenn die schöne Landschaft mit Betonklötzen zugebaut wird?

Hat die Stadt Sie in irgendeiner Weise unterstützt?

Greta Hessel: „Eher das Gegenteil. Als Darstellung für mein Buch brauchte ich eine Genehmigung für den Plan, der zeigt, wo sich die Welterbestätten befinden. Dieser Plan war schon in den Broschüren des Rathauses veröffentlicht worden. Ich habe die verantwortliche Dame, Lisa Poetschki von der Stabsstelle Welterbe, angeschrieben, die Genehmigung aber nicht bekommen!! Ich verstehe das nicht. Erreichen wollte ich, dass unsere Natur und Kultur ins Bewusstsein rücken, wie es die UNESCO wünscht, denn wir alle sind Welt-Erben.“

Wie hat die Stadt auf Ihre Ausstellung reagiert? Hat das Rathaus Ihre Ausstellung gesehen?

Greta Hessel: „Überhaupt nicht! Ich habe zuerst die Idee der Ausstellung an den OB Späth gesendet. Der war nicht interessiert, auch nicht die Stabstelle Welterbe. Dann habe ich mit Milo Kämpfe losgelegt und wir bekamen auch einen großen Bericht in der Zeitung. Außerdem stand die ganze Aktion auf meiner Webseite. Zur Ausstellung ist keiner von der Stadtspitze gekommen, obwohl alle Bürgermeister und Frau Pötschke eine persönliche Einladung erhalten haben.“

Bekamen Sie eine Reaktion von anderer Stelle?

Greta Hessel: „Da mein Projekt als Wanderausstellung angedacht war, habe ich alle sogenannten Site Manager der jeweiligen Kurstadt angeschrieben und ihnen mein Angebot unterbreitet. Die waren aber wohl etwas irritiert und holten sich Informationen bei Frau Pötschke ein. Die wusste aber angeblich von nichts und bestellte mich ins Rathaus, wo ich ihr alles erklären sollte. Dabei wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Rathaus sich von meinen Aktionen distanziert und es nicht den Anschein haben darf, dass diese Aktion vom Rathaus käme. Für eine Zusammenarbeit seien sie nicht zuständig. Sie würden täglich bombardiert mit Ideen und Angeboten zum Thema Welterbe Baden-Baden.“

Wie viele Stätten beinhaltet das Welterbe eigentlich?

Greta Hessel: „In Baden-Baden sind es 48, davon 13 Heilquellen. Im Bäderbereich befinden sich gleich mehrere Welterbe-Stätten: die Fett-Quelle, das Friedrichsbad, das Kloster zum Heiligen Grab, der Schlossgarten, das Neue Schloss, das Alte Dampfbad und die Römischen Badruinen. In der Altstadt zählen dazu: die Stiftskirche, das Jesuitenkolleg, das Baldreit, der Badische Hof und auf dem Friesenberg die Stourdza-Kapelle sowie Schloss Solms. Im Kurviertel haben wir dann als Welterbe die Trinkhalle, den Kurgarten, die Konzertmuschel, das Kurhaus, die Kolonnaden und Theater. In der Lichtentaler Allee gehört der Internationale Club / LA 8/ Grenke Museum dazu, die Kunsthalle, die evangelische Stadtkirche, das Hotel Stéphanie-les-Bains/ Brenner’s Park-Hotel und Spa, dann natürlich die gesamte Lichtentaler Allee, die Gönneranlage, das Palais Byron, die Villa Merck und das Kloster Lichtenthal.“

Das ist aber noch nicht alles, richtig?

Greta Hessel: „Richtung Fremersbergstraße gehört auch die Villa Sirius zum Welterbe, die Villa Winterhalter, die Villa Turgenew und die Molkenkur. Richtung Bertholdsplatz haben wir dann noch die St. Johannis-Kirche am Gausplatz, die russisch-orthodoxe Kirche und der Friedhof. Und, nicht zu vergessen, oben am Annaberg das Paradies.“

Welches Resümee ziehen Sie nun aus dem Verhalten der Stadt in Sachen Welterbe?

Greta Hessel: „Es ist eine Schande, dass die Stadt überhaupt keine Reaktion zeigte. Da mir das Welterbe am Herzen liegt, werde ich mich zur Verfügung stellen zur nächsten Gemeinderatswahl, damit Natur und Kultur geschützt werden.“

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Fotos: Greta Hessel